Nach Erfolgen in der Hungerbekämpfung nimmt der Hunger seit 2014 weltweit wieder zu. Laut der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) hatten 2023 bis zu 757 Millionen Menschen nicht genügend zu essen. Zugleich geht ein Drittel der globalen Ernte verloren, indem sie verdirbt oder weggeworfen wird. Außerdem landet rund ein Drittel der weltweiten Getreideproduktion in Futtertrögen.
Nachdem die Coronakrise Millionen mehr Menschen in den Hunger gestürzt hat, hoffte die Welt mit Ende der Krise, dass die Zahl der Hungernden deutlich zurückgeht. Im Schatten des Ukrainekrieges haben massive Preiserhöhungen diese Hoffnung zunichte gemacht. Dabei gibt es eigentlich ausreichend Lebensmittel für alle, um satt zu werden.
Um den Hunger langfristig zu bekämpfen, braucht es vor allem politische Lösungen - auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene. Hier setzen die Misereor-Partnerorganisationen an, um das Menschenrecht auf Nahrung weltweit zu verwirklichen.
Menschen hungern, weil sie arm sind, keinen Zugang zu Lebensmitteln haben; weil ihre natürlichen Grundlagen verändert oder zerstört sind und nicht zuletzt, weil die westlichen Länder zu viel produzieren. Während zwei Milliarden Menschen auf der Welt an Mangelernährung leiden, sind fast genau so viele übergewichtig.
Unsere Studie „Die Armutslücke gesunder Ernährung“ zeigt, dass den Menschen weltweit drei Billionen US-Dollar fehlen, um sich eine gesunde Ernährung leisten zu können. Dem steht eine globale Wirtschaftsleistung von 135 Billionen US-Dollar gegenüber. Das heißt, die Armutslücke entspricht lediglich 2,2 Prozent der globalen Einkommen. 41% aller Menschen haben dennoch keinen Zugang zu einer gesunden Ernährung.
Bis zum Jahr 2030 soll kein Mensch mehr Hunger leiden müssen. Doch die Zahl der Hungernden steigt weltweit. Deshalb lauten unsere Empfehlungen für eine Welt ohne Hunger:
- Das Menschenrecht auf Nahrung zur Leitlinie der EU-Agrar- und -handelspolitik sowie der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) machen. Staaten setzen dann ihre ernährungspolitischen Rahmen selbst. Ziel muss die Ernährungssouveränität für alle Menschen sein.
- „Food First“ in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zum Durchbruch verhelfen. Dabei ist Agrarökologie zum Förderschwerpunkt zu machen. Auch indem in die regionale, agrarökologisch ausgerichtete Landwirtschaft investiert und die Beratung für Kleinbäuerinnen und -bauern gestärkt wird.
- Kleine, einheimische Betriebe stärker in den Fokus der internationalen EZ nehmen. Deren Marktbedingungen müssen verbessert werden – statt die Marktmacht internationaler Unternehmen zu stärken. So kann die Lebenslage bäuerlicher Produzent*innen verbessert werden.
- Die Agrar-Produktion in Deutschland und den eigenen Konsum hinterfragen: die Nahrungsmittelproduktion verbraucht viele Ressourcen – im Inland wie im Ausland – und erzeugt hohe Treibhausgasemissionen. Deshalb ist eine Transformation des Ernährungssystems unabdingbar.
Um einer Welt ohne Hunger näherzukommen, brauchen wir einen ganzheitlichen Ansatz, klare politische Rahmenbedingungen und den politischen Willen, diese umzusetzen. Dafür setzen wir uns gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen ein. Misereor fördert zurzeit knapp 900 Projekte, die zur Verbesserung der Ernährungssicherheit weltweit beitragen, mit über 300 Millionen Euro.